Hunnen und Mongolen Ähnlichkeit...

Interessante Stellungnahmen der neueren Geschichtswissenschaft!

Das Resultat aller Überlegungen wurde auch hier schon mehrfach geäußert: Eine Verwandtschaft von Xiongnu/Hsiung-nu und europäischen Hunnen ist nicht beweisbar und eher unwahrscheinlich. Dennoch lässt sie sich nicht vollends ausschließen. Also: Nichts genaues weiß man nicht.

Zum einen ist der Zeitabstand zwischen dem Zerfall des Xiongnu-Reichs in Innerasien (etwa um 200 n. Chr.) und dem Auftauchen der Hunnen in Europa rund 200 Jahre später einfach zu groß, um eine Kontinuität zweifelsfrei zu postulieren. Zum anderen gibt es keine archäologischen Überreste, die eine Identität beider Völker beweisen könnten.

Vermutlich wird man dieses Problem auch künftig nicht klären können, es sei denn, man fände eindeutige archäologische Beweise für die eine oder andere Annahme.

Was aber schwierig ist, da sie kaum Zeugnisse hinterließen.
 
Was aber schwierig ist, da sie kaum Zeugnisse hinterließen.

Das ist das Problem, dass alle Reiternomaden und Hirtenstämme kaum archäologisch verwertbare Spuren hinterlassen. Deshalb steht die Forschung ja auch bei den Hunnen, Awaren und allen frühen türkischen Reichen in Innerasien vor vielen ungelösten Fragen.

Anders sieht es allerdings bei den Skythen, Sarmaten und Alanen aus, wo wir teilweise reichhaltigste Überreste an Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen haben.
 
Das ist das Problem, dass alle Reiternomaden und Hirtenstämme kaum archäologisch verwertbare Spuren hinterlassen. Deshalb steht die Forschung ja auch bei den Hunnen, Awaren und allen frühen türkischen Reichen in Innerasien vor vielen ungelösten Fragen.

Anders sieht es allerdings bei den Skythen, Sarmaten und Alanen aus, wo wir teilweise reichhaltigste Überreste an Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen haben.

Das mag stimmen. Das Problem ist aber, das mWn die Sprache der östlichen Skythen (zB Passyrykkultur) nicht bekannt ist.
 
Auch zur Sprache der Xiongnu lassen sich keine derartigen Aussagen machen, es gibt lediglich eine Reihe von Hypothesen. .

Das stimmt. Der sprachliche Charakter der Hsiung-nu ist innerhalb der Wissenschaft völlig umstritten. Es gibt aber Wissenschaftler die annehmen, dass die Hsiung-nu wohl eine altsibirische Sprache gesprochen haben.

„Die Frage nach der ethnischen Herkunft der Xiongnu, die von Linguisten und Philologen diskutiert wird, hat bislang noch keine konsensfähige Antwort erbracht. Welche Sprache ihnen zu Eigen war, also ob es sich um eine turksprachige oder eine mongolisch sprechende Bevölkerung handelte, ist ebenfalls noch ein diskutiertes Thema.“ (Ursula Brosseder: Zur Archäologie der Xiongnu, in: Attila und die Hunnen. Hg. vom Historischen Museum der Pfalz Speyer. Stuttgart 2007, S. 63).

„Denn auf der Basis unseres Materials ist es der linguistischen (sprachwissenschaftlichen) Forschung bisher nicht gelungen, einen Konsens darüber zu finden, welcher Sprachfamilie das Xiongnu zuzuordnen ist. Die Suche nach Gemeinsamkeiten mit mongolischen, iranischen oder Turksprachen hat zu keinem Ergebnis geführt, das nicht sofort wieder bestritten worden wäre.“ (Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, S. 21f)

„Bei den Hsiung-nu wurde wohl eine altsibirische, bei den Hunnen eine alttürkische Sprache gesprochen.“ (Bodo Anke/László Révész/Tivadar Vida: Reitervölker im Frühmittelalter. Hunnen – Awaren – Ungarn. Stuttgart 2008, S. 15)
 
Das ist das Problem, dass alle Reiternomaden und Hirtenstämme kaum archäologisch verwertbare Spuren hinterlassen. Deshalb steht die Forschung ja auch bei den Hunnen, Awaren und allen frühen türkischen Reichen in Innerasien vor vielen ungelösten Fragen.

Anders sieht es allerdings bei den Skythen, Sarmaten und Alanen aus, wo wir teilweise reichhaltigste Überreste an Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen haben.

Das stimmt nicht. Die Türken sind das erste Nomadenvolk das überhaupt umfangreiche schriftliche Zeugnisse in seiner eigenen Sprache hinterlassen hat. Von den Skythen hingegen gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Es gibt sehr wohl archäologische Hinterlassenschaften der Hunnen und Awaren. Zum Beispiel die hunnischen Kupferkessel.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zum einen ist der Zeitabstand zwischen dem Zerfall des Xiongnu-Reichs in Innerasien (etwa um 200 n. Chr.) und dem Auftauchen der Hunnen in Europa rund 200 Jahre später einfach zu groß, um eine Kontinuität zweifelsfrei zu postulieren.

Den „großen“ Zeitabstand zwischen Hsiung und Hunnen als Argument gegen eine Verbindung der beiden Völker anzuführen, halte ich für wenig plausibel. Die Oghusen wurden das erste Mal im 8. Jahrhundert in den alttürkischen Inschriften erwähnt. Ca. 5 Jahrhunderte später und ca. 5000 km weiter westlich stiegen die Osmanen auf, die ja bekanntlich ein Zweig der Oghusen waren. Es ist also sehr wohl möglich, dass ein Nomadenvolk jahrhunderte später und tausende Kilometer weiter westlich wieder in Erscheinung treten kann.
 
Fast keine schriftlichen Zeugnisse bei den Skythen, so wurde ne Inschrift auf einem Becher gefunden, wie ich in der großen Skythenausstellung letztens las.

Zu Oghusen, will kein neues Thema aufmachen, aber schaue mal in deinen Klaus Kreiser, zur Debatte über die Glaubwürdigkeit frühosmanischer Quellen, und den konträren Disput, z.B. C. Imber: "...the earliest History of the ottomans is a black hole..." und seine Kontrahenten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht bekannt? Soviel wie ich weiß, sprachen die Skythen eine iranische Sprache.

Dies ist belegt von den Schwarzmeerskythen, denen im Westen von denen, den Sauromaten und den Saken (In Kasachstan), aber nicht von denen Östlich davon.
 
Fast keine schriftlichen Zeugnisse bei den Skythen, so wurde ne Inschrift auf einem Becher gefunden, wie ich in der großen Skythenausstellung letztens las.

Zu Oghusen, will kein neues Thema aufmachen, aber schaue mal in deinen Klaus Kreiser, zur Debatte über die Glaubwürdigkeit frühosmanischer Quellen, und den konträren Disput, z.B. C. Imber: "...the earliest History of the ottomans is a black hole..." und seine Kontrahenten.

Dann ist das Büchlein Die „Skythen“ von Hermann Parzinger wohl nicht mehr auf den aktuellsten Stand. Der schreibt nämlich auf Seite 78: „Dazu passen auch die Ergebnisse der Sprachwissenschaft , die die Skythen ebenso wie die mit ihnen verwandten Stämme, so etwa die Saken, dem Kreis iranischsprachiger Völkerschaften zuweisen. Zwar ist uns die Sprache der Skythen und Saken nicht erhalten geblieben, doch lassen sich diese Fragen auch anhand von Personen-, Götter-, Stammes- und Flußnamen untersuchen. […] Sie lassen keinen Zweifel daran, dass es sich zumindest bei den skythischen Führungskräften um Iraner gehandelt haben muss. […] So können wir mit gutem Grund die Skythen und Saken als Nordiraner gehandelt haben muss.“

Zu Oghusen, will kein neues Thema aufmachen, aber schaue mal in deinen Klaus Kreiser, zur Debatte über die Glaubwürdigkeit frühosmanischer Quellen, und den konträren Disput, z.B. C. Imber: "...the earliest History of the ottomans is a black hole..." und seine Kontrahenten.

Auch wenn so einiges in der frühosmanischen Geschichte in Dunkeln liegt, die Herkunft von den Oghusen ist sicher.
 
Parzinger hat prinzipiell ja recht, hatte dabei aber ganz sicher die Skythen nördlich des Schwarzen Meeres im Auge, von denen die antike Überlieferung berichtet.. Die sibirischen Kurgane hat man aufgrund ihrer materiellen Hinterlassenschaften den Skythen zugeordnet. Ob es wirklich "waschechte Skythen" waren, mit einer iranischen Sprache, wissen wir aber nicht wirklich. Steppennomaden haben ja meist, ungeachtet ihrer Sprache, eine ähnliche oder sogar identische Kultur gehabt. Nichts anderes wollte @Sergej zum Ausdruck bringen.
 
Ich habe den Begriff Asiaten verwendet, damit meinte ich nicht allgemein Personen aus Asien sondern ich wollte damit den mir nicht genehmen Begriff Mongoloide umgehen. Ich meinte damit ausschließlich Personen mit "Asiatischem" Aussehen, also mit Mongolenfalte, schwarzen Haaren usw

Die geographische Herkunft des Sprechers, sein Aussehen, seine genetische Abstammung, seine Kultur oder Religion spielt dabei nicht die geringste Rolle.

Die frühesten Funde von Völkern indogermanischer Sprachen, seien es Hethitische Bildnisse oder seien es skythische Mumien zeigen klar, daß unter den bisher bekannten Völkern Indogermanischer Sprache keine "Asiatien", also keine Mongoliden zu finden sind.

Auch wenn in Zentralasien Indogermanische Völker lebten, item also Asiaten waren, meinte ich mit meiner Aussage, daß sie eben keine Mongoliden waren.

Anders sieht das eben bei den Finno-Ugriern und Turkvölkern aus, wo es Völker dieser Sprachgruppen jedoch mit mongolidem Aussehen gibt.

Es gibt kein einziges Volk von mongolidem Aussehen dem eine Indogermanische Sprache zugeordnet werden konnte. Also hat hier die Sprache durchaus etwas mit dem Aussehen zu tun.

Auch gewisse Religiöse Züge sind überall gleich, auch gewisse Eigenheiten der Gesellschaft (Himmelskult, Patriarchalische Gesellschaft etc)

Die Bezeichnung "Asiatische Hunnen" ist hier eher irreführend. Ich würde die chinesische Bezeichnung "Xiongnu" vorziehen.

Da hast du allerdings recht, meine Verwendung des Wortes Asiate mußte Verwirrung stiften. Mit Asiate meinte ich Mongolide. Ich werde im weiteren das Wort Xiongnu verwenden.

Die Xiongnu waren nun eben Mongolide, und daher und aus anderen Dingen kann man rückfolgern, daß sie eben keine Indogermanische Sprache gesprochen haben.

These: Die Xiongu haben sehr wahrscheinlich keine Indogermanische Sprache gesprochen.

Weiße Hunnen: aufgrund welcher zuverlässiger historischer Primärquellen) läßt sich Deiner Meinung nach eine solche Aussage treffen?

Zu den Weißen Hunnen (Hephataliten): diese waren im Persischen und Indischen Raum aktiv. Die Überlieferungen aus dem Sassanidenreich und aus Indien deuten darauf hin, daß die Weißen Hunnen eine Sammlung von Stämmen mit Indogermanischer Sprache und eher Iranischem Aussehen waren.

Was genau sind Deiner Meinung nach (bzw. nach Ansicht von Fachwissenschaftlern) - abgesehen von Sprachzeugnissen - "proto-mongolische Elemente"?

Proto-Mongolische Elemente, damit meine ich, daß Stämme oder Gruppen unter den Schwarzen Hunnen gewesen wären, die sprachlich zu den Vorfahren der Mongolen gehören. Das ist sicher nicht der Fall, da die ersten greifbaren Vorfahren der Mongolen erst zeitgleich zu den Schwarzen Hunnen von Nordosten kommend in die Mongolei eingewandert sind. Zu der Zeit wo die Schwarzen Hunnen in Europa einwanderten, wanderten überhaupt erst die Proto-Mongolischen Völker aus Ostsibirien kommend in die Steppengebiete der Nordostmongolei ein.

These: Unter den Schwarzen Hunnen befanden sich keine Gruppen, die zu den Vorfahren der Mongolen gehören. Es gibt keinerlei Verwandschaft zwischen den Schwarzen Hunnen und den späteren Mongolen, das bezieht sich auf die Sprache und die Kultur.

Einige Aussagen sind schlicht unsinnig, vor allem da, wo ein Unterschied zwischen "Indogermanen" und "Asiaten" konstruiert wird:

Selbstverständlich waren auch Indogermanen (zumindest die in Frage kommenden indogermanischen Völker) Asiaten.

Mit Asiaten meine ich Mongolide, also Personen mit einem "asiatischen" Aussehen. Das war natürlich ungeschickt und mußte zu Verwirrung führen.

These: Es gab sehr wahrscheinlich keine Völker indogermanischer Sprache mit mongolidem Aussehen.

Natürlich lebten auch Indogermanische Stämme in Asien, daß meinte ich aber nicht damit.

Die Angehörigen der Turkstämme entsprechen in ganz überwiegendem Maße einem europiden Typus.

Das ist nicht der Fall. Insbesondere früher war die Mehrzahl der Turkstämme gerade eben von Asiatischem Aussehen. Noch heute sieht man das in Kasachstan und selbst in der westlichen Mongolei leben noch Kasachen die aber noch deutlich mongolider aussehen als die Kasachen weiter im Westen.

Die ursprünglichen Turkvölker waren eher Mongolide, der Anteil mongolider unter den Schwarzen Hunnen kommt daher höchstwahrscheinlich eher von Angehörigen der Turkstämme her, ganz sicher aber nicht von Proto-Mongolen.

Auch Ugrier haben in Westsibirien ein Mongolides Aussehen.

These: Turkstämme wie Ugrier hatten ursprünglich einen überwiegend mongoliden Typus.
Der Anteil solcher Menschen unter den Schwarzen Hunnen kommt daher von diesen Völkern her.

Daß "die hunnischen Namen" türkischer Herkunft sind, kann man so sicher nicht behaupten

Diese Namen stammen wie der Begriff Hunnen selbst allgemein aus den Altaischen Sprachen und kommen daher bei verschiedenen Sprachen aus diesem Kreis vor.

Um den Kreis mal wieder zum Anfang zu schließen:

Das Wort Hunne gibt es sowohl im Mongolischen, als auch im Ungarischen, als auch im Türkischen usw

Es ist eines der ältesten Worte der Altaischen Sprachen und kommt so in allen Altaischen Sprachen vor.

Gerade deshalb bezeichnet das Wort Hunne eben kein Volk.

Daß die Xianbei zu den Protomongolen zu zählen sind, ist keine Tatsache, noch nicht einmal eine solide Theorie, sondern eine Vermutung, die auf weiteren Vermutungen basiert

Sehr vieles in der Geschichtswissenschaft ist eine Vermutung die auf weiteren Vermutungen basiert. Geschichtliche Wahrheit entsteht zu oft durch das Abschreiben von ebenfalls abgeschriebenen Behauptungen.

Wodurch sind die Äußerungen von anderen hier wahrer als meine? Weil sie aus Büchern etwas zitieren? Wo diese hier genannten Bücher doch selbst überwiegend einfach abgeschrieben wurden. Gerade in diesem Bereich über den wir hier diskutieren ist vieles höchst unklar, weshalb meine Thesen ebenso Wahr sind wie das was andere hier für wahrer halten nur weil es entsprechend mit Buchzitaten belegt scheint.

Das ist Diskussion mit Autoritäten, man schreibt aus einem Buch etwas ab, das ist aber kein wahres Argument, kein Beweis. Warum sollten meine Thesen, die ich eindeutig als solche benenne unwahrer sein?

Es deuten einige Dinge darauf hin, daß die Xianbei Proto-Mongolen waren und ich persönlich bin ein Anhänger eben dieser These, natürlich lasse ich andere Ansichten als ebenso wahrscheinlich daneben bestehen.

These: Die Xianbei waren Proto-Mongolen.

Fakt: die Xianbei waren Feinde der Hunnen und wesentlich an der Zerstörung der Hunnischen Gebiete in der Mongolei beteiligt. Kulturell unterscheiden sich Xianbei und Xiongnu.

Die Khitan-Sprache gehört zu den mongolischen Sprachen

Dieser Ansicht bin ich. Es ist meiner Meinung nach schon möglich, die Kithan Sprache einzuordnen und sie gehört zu den Mongolischen Sprachen.


Nochmal beschließend zur Frage: Hunnen und Mongolen

Wenn die Xianbei Proto-Mongolen waren, zeigt dies, daß die Hunnen eben keine Proto-Mongolen waren. Wenn die Proto-Mongolen erst später im Steppengebiet aufgetaucht sind, dann haben sie ebenfalls mit den Hunnen nichts zu tun.

These: Hunnen und Mongolen sind nicht miteinander verwandt und haben viel weniger miteinander zu tun als man annimmt.

Der Begriff Hunne kommt als Wort ebenso im Mongolischen vor, es ist ein Wort das in allen Altaischen Sprache vorkommt.

Man braucht keine Mongolen unter den Hunnen um Mongolides Aussehen zu erklären, auch Ugrier und Turkvölker hatten und haben Mongolides Aussehen.

These: Die Schwarzen Hunnen in Europa stammen nicht aus dem Gebiet der heutigen Mongolei, der östlichste Bereich in dem sie entstanden ist Westkasachstan bzw die Steppen direkt östlich der Wolga.

These: Die Weißen Hunnen gehören zu den Iranischen Völkern.

These: Der Begriff Hunne sagt über die Verwandschaft und Herkunft überhaupt nichts aus und wurde im Laufe der Zeit von völlig verschiedenen Völkern als Begriff für ein Bündnis von Stämmen verwendet, insbesondere dann wenn dieses Bündnis sehr heterogen war.

These: Der Begriff Hunne bezeichnet also eine sehr heterogene Stammesallianz, es gab deshalb nie ein Hunnisches Volk mit vielleicht der Ausnahme einiger Stämme dieses Namens in der Mongolei jahrhunderte Früher, die dann das Xiongnu Reich schuffen.

These: Die scheinbare Ähnlichkeit der Kultur und Lebensweise zeigt keine Verwandschaft von Völkern auf sondern war eine allgemeine Kulturelle Strömung im Steppengürtel die zwar entscheidend von den Xiongnu mit geprägt wurde, aber trotzdem deshalb keine Wanderung der Hunnen aus der Mongolei nach Westen belegt. Die Kultur verbreitete sich über die Völker hinweg, nicht aber die Völker selbst.

These: Die Schwarzen Hunnen sind mit den Weißen Hunnen nicht verwandt und hängen nicht mit diesen zusammen, das gleiche gilt in Bezug auf die Xiongnu für alle drei.

Beschließend: Das sind drei voneinander getrennte und nicht miteinander in Kontakt stehende Stammesallianzen von unterschiedlicher Sprache und Herkunft, die aber alle drei den Namen Hunnen für sich verwendeten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dann ist das Büchlein Die „Skythen“ von Hermann Parzinger wohl nicht mehr auf den aktuellsten Stand. ...

Auch wenn so einiges in der frühosmanischen Geschichte in Dunkeln liegt, die Herkunft von den Oghusen ist sicher.

Höre dir einfach Parzinger persönlich in diesem Podcast zur Ausstellung an. Aber ich glaube, es ist zwar ein wichtiger Fund, so dass man nicht mehr uneingeschränkt von schriftloser Skythenkultur reden kann, aber auch nicht soooo wichtig, dass man nun auf dem Marktplatz schreiend damit hausieren geht... ;)
---> Im Zeichen des Goldenen Greifen | Königsgräber der Skythen



Und zu der Gründung des Osmanischen Reiches und den historischen Quellen darüber:

"We have no real record of the early Ottoman state. Other than a few
architectural remains and coins, virtually everything we know about the
first overlords (emirs), Osman, Orhan, and Murad, is second-hand.
Some
of our information derives from Byzantine, Genoese, and other outsider
witnesses to the birth of this state; much of it comes from the histories
of later Ottomans who reconstructed the past from the jumbled recollections
of their elders in order to justify or condemn the Ottoman state
as it existed in the fifteenth and sixteenth centuries."
...
"The story of the foundation of the Ottoman polity is no exception.
There is little evidence to back the accepted versions of the lineage of the
House of Osman as ancient and highborn or the reputations of Osman,
Orhan, and Murad as astute politicians and fierce warriors. Indeed, in
terms of concrete documentation, there is no certainty that the dynasty
was even ethnically Turkish.
It could as easily have been of Arab, Persian,
or even French as of Turkoman extraction (although common sense and
circumstantial evidence do bespeak a central-Asian origin). Since identities
are historical and social constructs, however, one can argue that what
is historically most significant in this case, as in others, is not whether
Osman actually swept out of Central Asia, or whether his first language
was Turkic, Indo-European, or Semitic, but that those who came later
understood him to have done certain things and acted in certain ways.
In other words, a central tenet of Ottoman identity was that the dynasty
came out of Central Asia, an essential aspect of identity in the Republic of
Turkey is that Osman was Turkish, and an imperative in other Ottoman
successor states’ perceptions of self is that Ottoman rulers were Turkish –
as they emphatically are not."

Darauf wollte ich hinaus, aus: Goffman: The Ottoman Empire and Early Modern Europe. 2004.
Aber wenn du darauf noch eingehen möchtest, wäre es nett, wenn du dafür die Threads im Subforum Osm. Reich nutzen würdest, ansonsten führt es hier zu weit weg.
Danke schön. :winke:
 
Parzinger hat prinzipiell ja recht, hatte dabei aber ganz sicher die Skythen nördlich des Schwarzen Meeres im Auge, von denen die antike Überlieferung berichtet.. Die sibirischen Kurgane hat man aufgrund ihrer materiellen Hinterlassenschaften den Skythen zugeordnet. Ob es wirklich "waschechte Skythen" waren, mit einer iranischen Sprache, wissen wir aber nicht wirklich. Steppennomaden haben ja meist, ungeachtet ihrer Sprache, eine ähnliche oder sogar identische Kultur gehabt. Nichts anderes wollte @Sergej zum Ausdruck bringen.

Genau das ist es.

Wir wissen zwar, und das Sicher, das die Skythen im Nordschwarzmeerraum iranisch sprachen, genau wie die Sauromaten und Saken, aber nicht, ob das auch die im Altai betraf. Und da stimmt mir Herodot zu, weil er schreibt, das wenn ein Skythe nach Osten reitet, er sich mit manchen unterhalten kann, aber bei anderen einen Dolmetscher braucht.

Weiters erwähnt er, und das ist interessant, und vielleicht passend, von Kahlköpfigen mit platten Nasen (zwar Kafeesatzleserei, aber vielleicht einer mit dem "Chembas" und mongoloiden Gesichtszügen?)

Im übrigen will ich hier, zwar Off-topic, ein Bild eines rekonstruierten skythischen Gesichtes hochladen.
 

Anhänge

  • Skythe.jpg
    Skythe.jpg
    29,3 KB · Aufrufe: 578
Es gibt kein einziges Volk von mongolidem Aussehen dem eine Indogermanische Sprache zugeordnet werden konnte. Also hat hier die Sprache durchaus etwas mit dem Aussehen zu tun.

Grundsätzlich hat Sprache nichts mit Aussehen zu tun. Das es wohl keine historischen Völker die sich durch mongolides Aussehen auszeichnen und gleichzeitig eine indoeuropäische Sprache gesprochen haben (zumindest weiß ich nichts darüber), gegeben hat, liegt wohl am ursprünglichen Ausgangsgebiet der Indoeuropäischen Sprachfamilie. Wäre die „Urheimat“ der indoeuropäischen Sprachen nicht in Osteuropa (?), sondern in Nordostsibirien, gäbe es mit Sicherheit auch mongolide Völker die eine indoeuropäische Sprache sprechen.
 
Die Xiongnu waren nun eben Mongolide, und daher und aus anderen Dingen kann man rückfolgern, daß sie eben keine Indogermanische Sprache gesprochen haben.

Vom physischen Aussehen auf die Sprache zu schließen, ist Unsinn. Ob die Hsiung-nu überhaupt mehrheitlich mongolid waren, ist unklar.

Zitat: „Weil die Anthropologen bei ihren Analysen zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind, bleibt ebenso unklar, ob die Bevölkerung im Wesentlichen mongolide Züge trug.“ (Ursula Brosseder: Zur Archäologie der Xiongnu, in: Attila und die Hunnen. Hg. vom Historischen Museum der Pfalz Speyer. Stuttgart 2007, S. 63).
 
Zu den Weißen Hunnen (Hephataliten): diese waren im Persischen und Indischen Raum aktiv. Die Überlieferungen aus dem Sassanidenreich und aus Indien deuten darauf hin, daß die Weißen Hunnen eine Sammlung von Stämmen mit Indogermanischer Sprache und eher Iranischem Aussehen waren.

Das stimmt nicht. Der ethnisch-sprachliche Charakter der Hephthaliten ist unklar. Grousset ist der Ansicht, dass die Hephthaliten womöglich eine mongolische Horde waren (Grousset 1970:152). Minorsky stellte die Hypothese auf, dass die Hephthaliten eine türkische Sprache sprachen, und vermutet, dass die Paschtu sprechenden Ghilzai in Afghanistan oder die turksprachigen Chaladsch in Iran Nachfahren der Hephthaliten sind (Bivar 1966::69). Die Hypothese, dass es sich bei den Hephthaliten um ein iranisches Volk gehandelt hat, wurde widerlegt (Bivar 1966:69).
 
Quintus Fabius
Es gibt kein einziges Volk von mongolidem Aussehen dem eine Indogermanische Sprache zugeordnet werden konnte. Also hat hier die Sprache durchaus etwas mit dem Aussehen zu tun.


Nach deiner Aussage müssten also Türken ein mongoloides Aussehen haben, was unsinn ist.

Es gibt genauso mongoloide die Indo-Europäische Sprachen sprechen (ich denke an einen afghanischen Kollegen aus meiner Schule.)
 
Um die Sache gleich beim Namen zu nennen. Beim afghanischen Beispiel handelt es sich um das Volk der Hazara. Sie sprechen eine iranische Sprache mit vielen mongolischen wie turk-sprachigen Lehnwörtern und haben in der Regel mongoloide Züge.
Genauso gibt es ja bekanntlich finno-ugrische Völker, die deutliche kaukasoide Züge haben. Die Finnen sind an Blondheit und Blauäugigkeit kaum zu übertreffen, trotzdem sind finnische und ugrische Sprache entfernte Verwandte.

Das es eine hohe Mobilität der Reitervölker, gab und auch so etwas wie Gemeinsamkeiten in der Sachkultur ist noch keine Aussage über die Sprache. Ebenso wenig ist der Reitervölker einheitlich.
Tatsächlich gibt es aber noch andere Mittel und Wege ein Gemeinschaftsgefühl in einem Großreich heterogener Steppenkrieger zu schaffen. Ich erwähnte ja bereits die hunnische Sitte der Schädeldeformation. Interessant ist auch ein heute in ganz Zentralasien unter iranischen wie turkischen Völkern verbreitete dem Polo verwandte Reiterspiel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Proto-Mongolische Elemente, damit meine ich, daß Stämme oder Gruppen unter den Schwarzen Hunnen gewesen wären, die sprachlich zu den Vorfahren der Mongolen gehören. Das ist sicher nicht der Fall, da die ersten greifbaren Vorfahren der Mongolen erst zeitgleich zu den Schwarzen Hunnen von Nordosten kommend in die Mongolei eingewandert sind. Zu der Zeit wo die Schwarzen Hunnen in Europa einwanderten, wanderten überhaupt erst die Proto-Mongolischen Völker aus Ostsibirien kommend in die Steppengebiete der Nordostmongolei ein.

These: Unter den Schwarzen Hunnen befanden sich keine Gruppen, die zu den Vorfahren der Mongolen gehören. Es gibt keinerlei Verwandschaft zwischen den Schwarzen Hunnen und den späteren Mongolen, das bezieht sich auf die Sprache und die Kultur.

Das unter den europäischen Hunnen mongolische Elemente gewesen sind, glaube ich auch nicht. In den Werken von Wirth, Maenchen-Helfen, Bodo Anke etc. steht auch nichts darüber, dass die Hunnen zumindest teilweise mongolisch waren. Woher weißt du, dass die Vorfahren der Mongolen ursprünglich aus Ostsibirien stammen?
 
Zurück
Oben