Emma (1996) mit Gwyneth Paltrow.
Ich hab irgendwo gelesen, es sollte ohnehin urprünglich eine moderne Variante von Emma werden, also nicht "originalgetreu", man habe sich aber spontan umentschieden, da "Clueless" bereits in Arbeit (oder abgedreht?) war.
Manchmal erscheinen ja auch solche modernen Varianten widersinnig. Da einfach Hochzeiten und dergleichen heute nunmal, wo Scheidungen weitaus leichter sind, eine ganz andere Stellung in der Gesellschaft haben. Manche Geschichten sind wohl übertragbar. Aber vieles wirkt durch die Übertragung nur noch trivial und lächerlich.
Der wichtigste Konflikt in vielen Werken des 18. und frühen 19.Jh. resultierte nunmal aus dem Standesbewusstsein. Wenn man diese Werke überträgt, lassen sich Äquivalente zu sozialen Gruppen wie Adel und Bürgerliche kaum im heutigen Alltag finden und dann erscheint das Konstrukt, welches das auszugleichen sucht, nicht selten künstlich. Ich kann mich noch entsinnen wie ich bei dieser Verfilmung der "Gefährlichen Liebschaften" mit Rupert Everett als Valmont halb eingepennt bin und dann weggeschalten habe.
Ich selbst bin mir noch nicht sicher, ob mir "
Emma" von 1995 oder "Emma" von 1996 besser gefällt.
Ein paar Punkte sind mir aber eingefallen.
Pro
"Emma" (1995):
Die Kleidung passt zusammen.
Mr. Knightley finde ich hier besser getroffen als in der BBC-Variante. Das Rumgepolter in der BBC-Version lässt nicht die Diskretion (die für einen Gentlemen spräche) erkennen, welche man in der 95er Variante erkennen kann. Diese Diskretion wirkt allerdings einleuchtender.
Manche Details, die irgendwie typisch für Zeit und Gegend wirken wie das Bogenschießen in der einen Szene (egal ob im Roman so vorkommend oder nicht) sorgen für ein bisschen Atmosphäre.
Pro
"Emma" (1996):
Der Mr. Elton ist weniger eine Figur, die wie eine Comedyrolle wirkt. Dafür erscheint er aber auch zunehmend ein bissel tumb. Dennoch kommt er mir etwas realistischer vor.
Die Hauptfigur der Emma ist etwas verführerischer und man erkennt auch in ihrer Reue eher, warum denn Mr. Knightley sie gut findet, da sie ja scheinbar auch durchaus Betroffenheit zeigen kann, wenn sie unrecht hat.
Miss Bates wirkt ebenfalls realistischer und weniger lächerlich, als einfach nur sonderbar. Das macht aber natürlich den Spott von Emma Woodhouse weniger gerechtfertigt.
Bei beiden gleich gut:
Schauspieler:yes:
Für die 95er Variante wurde ja an Stars wirklich nicht gespart und mit Greta Scacchi und Ewan McGregor usw. so ziemlich von dem Besten genommen, was damals auf dem Markt war. (Dadurch zeichnen sich allerdings grundsätzlich die Jane-Austen-Verfilmungen in aller Regel aus.
)
Bei der 96er Version von der BBC wirken manchmal einfach die Bilder wunderlich. Das mag aber an der Bildqualität liegen, welche eher das Serienformat erkennen lässt. Da sieht man einen deutlichen Vorteil bei "Pride and Prejudice" (1995), da dabei Kinomaterial genommen wurde.
Bei der Ausstattung hat
"Emma" (1996) teilweise schöne Sehwerte wie im Garten von Mr. Knightley; auch die Tafel von Mr. Weston wirkt für mich schön stimmig. Dennoch wirkt manches wie der Tanzsaal in dem heruntergekommenen Gebäude im Ort Highbury unrealistisch. Die Musik und auch die Art zu tanzen erscheint ungewöhnlich behebig. Noch weit langsamer wird da getanzt als bei "Pride and Prejudice" (1995).
Lässt sich das irgendwie historisch belegen?
Überhaupt nicht gefällt mir die Malart und Zeichenart, die man mehrfach sieht. Das Porträt von Mr. Churchill passt stilistisch keineswegs in die Malerei des Empire und auch wie Emma Woodhouse ihre Freundin Harriet Smith zeichnet, hat meines Erachtens nichts mit der Zeichenführung im Empire zu tun. Die Gespräche über die Zeichnung selbst und auch die Bemerkungen von Mr. Woodhouse hingegen sind absolut stimmig und korrespondieren schön mit Beispielen der Kunstkritik im späten 18.Jh. wie von Diderot.