Stolz und Vorurteil 1995/2005

Du wist lachen, der Film war tatsächlich in der Kategorie "beste Kostüme" nominiert, hat den Oscar aber nicht erhalten, dafür die Musik. :pfeif:

Leider gibt es bei Jane Austen wenige Hinweise auf Jahreszahlen, aber man geht davon aus, dass die Romane/Plots aktuell waren, sprich in der jeweiligen Gegenwart spielen sollten. Emma hat sie 1814 geschrieben und es erschien 1816, also im Jahr vor ihrem Tod.

Darin lag im übrigen auch der Grund warum sie bei Aristokraten, die ja ab und an mal erwähnt wurden, keinen genauen Titel angab und auch bei Offizieren nicht angab, in welchem Regiment sie dienten. Sie wollte nicht, dass Rückschlüsse auf lebende Personen oder Vorbilder ihrer Charaktere gezogen werden könnten.
 
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Du wist lachen, der Film war tatsächlich in der Kategorie "beste Kostüme" nominiert, hat den Oscar aber nicht erhalten, dafür die Musik.

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Leider gibt es bei Jane Austen wenige Hinweise auf Jahreszahlen, aber man geht davon aus, dass die Romane/Plots aktuell waren, sprich in der jeweiligen Gegenwart spielen sollten. Emma hat sie 1814 geschrieben und es erschien 1816, also im Jahr vor ihrem Tod.

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Darin lag im übrigen auch der Grund warum sie bei Aristokraten, die ja ab und an mal erwähnt wurden, keinen genauen Titel angab und auch bei Offizieren nicht angab, in welchem Regiment sie dienten. Sie wollte nicht, dass Rückschlüsse auf lebende Personen oder Vorbilder ihrer Charaktere gezogen werden könnten.
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Welchen Film meinst Du jetzt, Caro1? "Emma" von 1995?

Meines Erachtens sagt der Oscar eh nichts über die Qualität eines Films oder bestimmter ausgezeichneter Aspekte eines Films aus.

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Zumindest im Film "Persuasion" (1995) ist die Datierung recht eindeutig, da dabei ja das Kriegsende direkt vorkommt, was eindeutig macht, dass es 1814 spielen muss. Am Ende, bei der Whist spielenden Gesellschaft, wird auch die Rückkehr von Bonaparte nach Frankreich erwähnt, was auf das Frühjahr 1815 hindeutet.

3.
Das ist mir allerdings auch schon mehrfach aufgefallen. Manches ist aber augefällig. Sie erfindet ja auch bedeutende Rollen. Man nehme den Admiral Croft aus "Persuasion". So viele Admiräle gab es nicht in der britischen Marine und da fällt dann auch auf, dass sie relativ eindeutig jemanden erfinden musste, welcher der Kenntnislage über die Marine entsprach. Auch die Kriegsschiffe, welche erwähnt wurden, könnte man ja mit den damaligen Listen vergleichen, ob sie reinen Erfindungen entsprangen oder irgendwelche Vorbilder hatten.
 
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Welchen Film meinst Du jetzt, Caro1? "Emma" von 1995?

Meines Erachtens sagt der Oscar eh nichts über die Qualität eines Films oder bestimmter ausgezeichneter Aspekte eines Films aus.
Emma (1996) mit Gwyneth Paltrow.

Ich hab irgendwo gelesen, es sollte ohnehin urprünglich eine moderne Variante von Emma werden, also nicht "originalgetreu", man habe sich aber spontan umentschieden, da "Clueless" bereits in Arbeit (oder abgedreht?) war. :confused:

Was Admiral Croft und Konsorten anging, zwei ihrer Brüder waren ja bei der Marine und es gab offizielle Schiffslisten ...
Ich erwähne das, weil Jane Austen nach dem Grundsatz schrieb, nur Themen/Bereiche anzusprechen, in denen sie sich auskannte.

Anna Austen, eine Nichte, die auch schrieb oder sich zumindest darin versuchte, fragte Jane häufiger um Rat. Leider sind ja Annas Briefe nicht erhalten, doch offenbar fragte Anna ihre Tante einmal um Rat, ob sie einen bestimmten Namen (Desborough) in ihrer Geschichte verwenden kann, oder ob es dergleichen schon unter dem Adel gäbe, denn Jane antwortete ihr über Fanny Knight:

“There is no such Title as Desborough – either among the Dukes, Marquisses, Earls, Viscounts or Barons. – These were your enquiries….” (Brief 104; Jane Austen an Fanny Knight; 10. August 1814)
 
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Emma (1996) mit Gwyneth Paltrow.

Ich hab irgendwo gelesen, es sollte ohnehin urprünglich eine moderne Variante von Emma werden, also nicht "originalgetreu", man habe sich aber spontan umentschieden, da "Clueless" bereits in Arbeit (oder abgedreht?) war.
Manchmal erscheinen ja auch solche modernen Varianten widersinnig. Da einfach Hochzeiten und dergleichen heute nunmal, wo Scheidungen weitaus leichter sind, eine ganz andere Stellung in der Gesellschaft haben. Manche Geschichten sind wohl übertragbar. Aber vieles wirkt durch die Übertragung nur noch trivial und lächerlich.

Der wichtigste Konflikt in vielen Werken des 18. und frühen 19.Jh. resultierte nunmal aus dem Standesbewusstsein. Wenn man diese Werke überträgt, lassen sich Äquivalente zu sozialen Gruppen wie Adel und Bürgerliche kaum im heutigen Alltag finden und dann erscheint das Konstrukt, welches das auszugleichen sucht, nicht selten künstlich. Ich kann mich noch entsinnen wie ich bei dieser Verfilmung der "Gefährlichen Liebschaften" mit Rupert Everett als Valmont halb eingepennt bin und dann weggeschalten habe.:D


Ich selbst bin mir noch nicht sicher, ob mir "Emma" von 1995 oder "Emma" von 1996 besser gefällt.
Ein paar Punkte sind mir aber eingefallen.

Pro "Emma" (1995):
Die Kleidung passt zusammen.
Mr. Knightley finde ich hier besser getroffen als in der BBC-Variante. Das Rumgepolter in der BBC-Version lässt nicht die Diskretion (die für einen Gentlemen spräche) erkennen, welche man in der 95er Variante erkennen kann. Diese Diskretion wirkt allerdings einleuchtender.
Manche Details, die irgendwie typisch für Zeit und Gegend wirken wie das Bogenschießen in der einen Szene (egal ob im Roman so vorkommend oder nicht) sorgen für ein bisschen Atmosphäre.

Pro "Emma" (1996):
Der Mr. Elton ist weniger eine Figur, die wie eine Comedyrolle wirkt. Dafür erscheint er aber auch zunehmend ein bissel tumb. Dennoch kommt er mir etwas realistischer vor.
Die Hauptfigur der Emma ist etwas verführerischer und man erkennt auch in ihrer Reue eher, warum denn Mr. Knightley sie gut findet, da sie ja scheinbar auch durchaus Betroffenheit zeigen kann, wenn sie unrecht hat.
Miss Bates wirkt ebenfalls realistischer und weniger lächerlich, als einfach nur sonderbar. Das macht aber natürlich den Spott von Emma Woodhouse weniger gerechtfertigt.

Bei beiden gleich gut:
Schauspieler:yes:
Für die 95er Variante wurde ja an Stars wirklich nicht gespart und mit Greta Scacchi und Ewan McGregor usw. so ziemlich von dem Besten genommen, was damals auf dem Markt war. (Dadurch zeichnen sich allerdings grundsätzlich die Jane-Austen-Verfilmungen in aller Regel aus. :))

Bei der 96er Version von der BBC wirken manchmal einfach die Bilder wunderlich. Das mag aber an der Bildqualität liegen, welche eher das Serienformat erkennen lässt. Da sieht man einen deutlichen Vorteil bei "Pride and Prejudice" (1995), da dabei Kinomaterial genommen wurde.

Bei der Ausstattung hat "Emma" (1996) teilweise schöne Sehwerte wie im Garten von Mr. Knightley; auch die Tafel von Mr. Weston wirkt für mich schön stimmig. Dennoch wirkt manches wie der Tanzsaal in dem heruntergekommenen Gebäude im Ort Highbury unrealistisch. Die Musik und auch die Art zu tanzen erscheint ungewöhnlich behebig. Noch weit langsamer wird da getanzt als bei "Pride and Prejudice" (1995). Lässt sich das irgendwie historisch belegen?
Überhaupt nicht gefällt mir die Malart und Zeichenart, die man mehrfach sieht. Das Porträt von Mr. Churchill passt stilistisch keineswegs in die Malerei des Empire und auch wie Emma Woodhouse ihre Freundin Harriet Smith zeichnet, hat meines Erachtens nichts mit der Zeichenführung im Empire zu tun. Die Gespräche über die Zeichnung selbst und auch die Bemerkungen von Mr. Woodhouse hingegen sind absolut stimmig und korrespondieren schön mit Beispielen der Kunstkritik im späten 18.Jh. wie von Diderot.:)
 
Gerade was die übliche Heiratspolitik betraf war Jane Austen sehr modern, obwohl sie z.B. in P&P Charlotte Lucas (die keine Romantikerin ist, sondern klug und pragmatisch) für ihre Entscheidung einen lachhaften Pfaffen zu heiraten, den Lizzy zuvor abgelehnt hatte, nicht wirklich gerügt hat.

An ihre Nichte Fanny, die überlegte einen Antrag anzunehmen oder abzulehnen schrieb sie jedoch:
“And now, my dear Fanny, having written so much on one side of the question, I shall turn round and entreat you not to commit yourself farther, and not to think of accepting him unless you really do like him. Anything is to be preferred or endured rather than marrying without affection.” Letter to her niece Fanny Knight, 18 November 1814, The Letters of Jane Austen
 
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Was Admiral Croft und Konsorten anging, zwei ihrer Brüder waren ja bei der Marine und es gab offizielle Schiffslisten ...
Ich erwähne das, weil Jane Austen nach dem Grundsatz schrieb, nur Themen/Bereiche anzusprechen, in denen sie sich auskannte.
Das heißt, dass ise Croft erfand, erklärt sich daraus, da sie die Marine ganz grob kannte.
Einen Duke erfand sie nicht, weil sie die Aristokratie nicht kannte?

Mir ging es ja darum, ob sie vor "großen Tieren" zurückschreckte, weil diese ja besser vergleichbar/"fassbar" waren.
- Ein Beispiel!
Nennt sie eine Figur Mr. Darcy, einen Besitzer von viel Land in Derbyshire, so ist trotz der Lokalisierung in einer bestimmten Gegend, die Angabe noch recht allgemein. Dass das Schloss so und so einen Namen hat, erscheint mir da auch eher nebensächlich. Beides wäre auswechselbar und die Rolle kaum mit lebenden Persönlichkeiten vergleichbar, da die Zahl derer, die in Frage kommen doch immernoch groß ist(ausgenommen man stößt sich an der Angabe mit den 10.000 Pfund jährlich und grenzt damit das Feld der Verdächtigen ein). Ja selbst die Lokalisierung "Derbyshire" erscheint mir auswechselbar. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie aus "Staffordshire" oder "Kent" sagen können. Das hat ja keinen Einfluss auf den Charakter. Außer aber, Darcy weist besondere, und für Briten als solche erkennbare, Charaktermerkmale auf, welche man mit der Grafschaft in Verbindung bringt. Zu einer Einschätzung dazu kenne ich mich allerdings zu wenig aus.:rotwerd:
Bei Admirälen ist es was anderes. Deren Anzahl ist überschaubar, v.a. weil die Datierung das Ganze ja noch präzisiert. Ein Zeitgenosse kann also Vergleiche zu den 1814 Dienst tuenden Admirälen anstellen. Vielleicht passt ja jemand mit der charakterlichen Beschreibung des Mr. Croft überein und man entdeckt ein etwaiges reales Vorbild für die Romanfigur.

So meinte ich das.:fs:
 
Es ist natürlich für 08/15 Zuschauer schwierig nachzuvollziehen, warum ein Charakter wie Charlotte Lucas, einen solchen Mann heiratet und wie andererseits in "Emma" der Dorfpfarrer auf die Idee kommt Emma einen Antrag zu machen und nicht verstehen kann, warum sie sich erlaubt ihn zurückzuweisen. Dazu das Theater um Churchill und Jane Fairfax, die schon meint ihr Leben als Gouvernante fristen zu müssen, weil ihr Liebster nicht zu ihr steht.

Nein. Sie erfand einen Admiral, weil das unproblematischer war. Bei den Adelshäusern liess Sie den Titel weg und manchmal auch die Stellung. Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass es zu fast allen Gewählten Namen in Englands Geschichte hohe Würdenträger, Politiker oder Adlige gab. Dadurch, dass sie in ihren Romanen aber keine Adelsgeschichten verwendet, kann man ihr das nicht ankreiden. Es wurde ja gemutmasst, sie schriebe über das Königshaus, was sie leugnete.

Aktuell belegte Titel (auch heute noch geltende) tragen die Willoughby, die Darcys, es gibt Wentworthes, Fitzwilliams, es gab Middleton, Brandon, Dashwood ... um nur einige zu nennen. Oh Gardiner darf man nicht vergessen. Da sollte es doch auch klingeln, oder? :friends:

Sie hätte, um Anfeindungen und Unruhe zu vermeiden, für einen Adligen in ihren Romanen also nur einen Namen verwendet, der in "Burkes Peerage" nicht zu finden war, wie sie ja auch Anne empfahl. Die Namen/Häuser die sie verwendete waren bei ihr nicht adelig, sie konnte sie also als Jedermann bezeichnen.

Bei den Fitzwilliams erwähnte sie nur, dass der Vater von Colonel Fitzwilliam Lord bzw. Earl war, mehr aber auch nicht. Zu ihren Lebzeiten saß jedoch ein Fitzwilliam im House of Lords!

Dann gibt es den unvollendeten Roman mit Lord Osborne. Nachdem Jane ihrer Nichte also bezeugte dass es keinen Desbo(u)rough in der Peerage gabe, dürfte sie folgendes aber gewußt haben
http://www.thepeerage.com/p1176.htm
Ob sie den Roman deshalb nicht beendete?

Manchmal glaube ich fast, sie hat Hochadlige absichtlich zu "normalos" gemacht.
 
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1. Es ist natürlich für 08/15 Zuschauer schwierig nachzuvollziehen, warum ein Charakter wie Charlotte Lucas, einen solchen Mann heiratet und wie andererseits in "Emma" der Dorfpfarrer auf die Idee kommt Emma einen Antrag zu machen und nicht verstehen kann, warum sie sich erlaubt ihn zurückzuweisen.

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Dazu das Theater um Churchill und Jane Fairfax, die schon meint ihr Leben als Gouvernante fristen zu müssen, weil ihr Liebster nicht zu ihr steht.
1. Stimmt die Parallele zwischen Collins und Elton habe ich noch garnicht gezogen. Beide gelten ja als erklärte Gentlemen, wenn nicht in ihrer Aufführungsweise, dann doch in ihrer Herkunft und Stellung in der Gesellschaft (my situation in life...:D). Man muss vor allem sicherlich mal schauen, was diese Figuren eben NEBEN ihrer geistlichen Laufbahn (die in der angelikanischen Kirche auch nicht zu verachten ist!) noch sind.

2. Das finde ich jedenfalls in beiden Verfilmungen gut gelöst, da diese Beziehung ja wirklich erst am Ende aufgeklärt wird und bei dem vielen Ungesagten doch recht viel Spielraum dem Zuschauer gibt, sich selbst über die Verhaltensweisen der Figuren Gedanken zu machen.
Von Weitem betrachtet, sind ja weniger Emma und Knightley die Helden, sondern Jane Fairfax, die alles erträgt in völliger Ungewissheit das Spiel mit ihrem Geliebten durchzieht. Denn was nützt ihr so eine Verlobung? Gut, sie hat das Wort eines Gentlemen und der ist offensichtlich bei seiner Beständigkeit letztlich eben doch nicht so flatterhaft wie man anfangs den Anschein (auch durch die Kritik von Mr. Knightley) bekommt. ABER was nutzt das Wort, ungeschrieben obendrein, vor einem Richter?
 
Der Begriff "gentlemen" ist ja bei Jane Austen immer wieder ein Dreh- und Angelpunkt. So verstehe ich auch die besorgte Frage von Mr. Bennet, nach dem Tanz im "The Red Lion" in der ersten Folge von "Pride and Pejudice" (1995), ob Elizabeth sich von Mr. Darcy gedemütigt fühle. Ein Gentlemen hatte sicherlich einen anderen für weniger als dergleichen in Stücke gehackt und man nahm sich manche Kleinigkeiten gern zum Vorwand für einen Ehrenhändel. Eine jede Demütigung war also automatisch eine ernste Sache, wenn sie ein Mitglied der Familie eines Gentlemen betraf (in Preußen findet man das auch bsw.).
 
1. Stimmt die Parallele zwischen Collins und Elton habe ich noch garnicht gezogen. Beide gelten ja als erklärte Gentlemen, wenn nicht in ihrer Aufführungsweise, dann doch in ihrer Herkunft und Stellung in der Gesellschaft (my situation in life...:D). Man muss vor allem sicherlich mal schauen, was diese Figuren eben NEBEN ihrer geistlichen Laufbahn (die in der angelikanischen Kirche auch nicht zu verachten ist!) noch sind.
Und wie amüsant und boshaft sie die beiden aufs Korn nimmt, wobei sie wußte worüber sie sprach. Ihr Vater war Pfarrer, der Onkel von Tom Lefroy war sogar Hausvikar bei Amelia Darcy, Baroness of Conyers (deren erster Gatte, ein Osborne, den Titel des Duke of Leeds erbte). Nachtigall ick hör dir trapsen ... :D
 
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Und wie amüsant und boshaft sie die beiden aufs Korn nimmt, wobei sie wußte worüber sie sprach. Ihr Vater war Pfarrer, der Onkel von Tom Lefroy war sogar Hausvikar bei Amelia Darcy, Baroness of Conyers (deren erster Gatte, ein Osborne, den Titel des Duke of Leeds erbte). Nachtigall ick hör dir trapsen ...
Passt diese, vorsichtig formuliert, Kritik an bestimmten Geistlichen in eine gewisse Geisteshaltung, welche zur Zeit von Jane Austen in England verbreitet war oder lässt sich diese Sicht nur mit ihren persönlichen Erfahrungen erklären?



:winke:
 
1.
Frage: Wenn gesagt wird, jüngere Schwestern seien größer und/oder kräftiger als ältere Schwestern oder Freundinnen, warum werden die Jüngeren dann doch grundsätzlich mit kleinerer Statur und feingliedriger gecastet?

Das führt bei P&P 2005 (aber auch bei der 1995-er) dazu, dass die fünf Schwestern wie die Orgelpfeifen dastehen bzw. auf dem Sofa/Sessel sitzen, obwohl Lydia Bennet eindeutig die größte der Mädchen ist, und auch Georgiana Darcy größer und kräftiger als Lizzy ist.


2. Darcy sagt im Buch gegenüber Caroline Bingley, auf deren Nachfrage, ob Georgie (innerhalb der letzten Monate) gewachsen sei, sinngemäß sie wären inzwischen mindestens gleich groß. Nachdem auch Darcy als ausnehmend groß und dunkel beschrieben wird, kann man davon ausgehen, dass die Familie grundsätzlich großgewachsen ist, also andere Geschlechtsgenossen, egal welchen Alters, überragt. Das gilt im besonderen für Georgie. Ich finde das sehr wichtig für die charakterliche Ausprägung, da man im Bezug auf ihre Schüchternheit und Größe davon ausgehen kann, dass sie auf den ersten Blink stolz und linkisch wirkt, auch wenn sie extrem freundlich ist, aber ungeübt im kommunikativen Umgang. Das findet sich in keiner Verfilmung wieder, obwohl gerade Lizzys schwesterliche Art und Georgies Dankbarkeit gegenüber Lizzy wichtig für den Plot ist. Ein Mann wie Darcy hätte sonst nie einen zweiten Antrag gewagt und damit einen zweiten Korb in Kauf genommen, bzw. er hätte seine Gefühle irgendwann ablegt und sie wären nicht verstärkt worden.
1. Zu der 2005er Version sag ich nix, da ist ja ohnehin Hopfen und Malz verloren gewesen.
Bei der 1995er Version hingegen - Du beziehst sie ja in Deine Kritik ein - ist Deine Kritik aber halbwegs unangebracht. Die Rollen wurden im Großen und Ganzen nach der Qualität der teilweise noch sehr jungen Darsteller besetzt. So sollte, glaub ich, die Darstellerin der Georgiana ursprünglich die Lydia spielen. Damit wäre Lydia dann zwar deutlich größer gewesen, aber man gab das auf, weil die schauspielerischen Fähigkeiten Julia Sawalha weit eher dem Umfang der Rolle der Lydia genügten.
Man kann also nicht davon sprechen, dass absichtlich Lydia mit einer kleineren Schauspielerin besetzt wurde. In der Tat finde ich auch den Größenunterschied zumindest in der 1995er Verfilmung nicht so tragisch.

2. Dasselbe sagt Darcy zu Caroline Bingley ja in der 1995er Verfilmung auch.
Bei dem ersten Zusammentreffen von Georgiana und Elizabeth in Derbyshire fällt dann auch auf, dass Georgiana im Verhältnis dazu, dass sie immerhin 4 Jahre jünger als Elizabeth ist, sehr groß gewachsen ist.

Dass sie dunkelhaarig sein könnte, ist nur eine Spekulation von Dir. Genauso gut, kann ein Elternteil von beiden blond und das andere braunhaarig gewesen sein. Ausgenommen die Haarfarbe wird im Roman ausdrücklich als dunkel erwähnt, sähe ich keinen ernsthaften Grund, warum Georgiana nicht auch blond und groß sein könnte.

In der 1995er Verfilmung wirkt für mich die Figur der Georgiana eigentlich genauso, wie ich sie mir bei dem Buch vorgestellt habe. Dass sie einen Stolz habe, erwähnt ja vor allem old dirty Wickham. Ansonsten tritt sie ja nur kurz in Derbyshire als Figur aktiv auf. Auch die schwesterliche Zuneigung zwischen Georgiana und Elizabeth kommt bei der BBC-Verfilmung von 1995 gut zur Geltung.
Gerade die Georgiana finde ich da gut getroffen. Sie bildet einen klaren Gegensatz zu den Bingley-Schwestern, aber auch den Schwestern der Bennets. Beiden Gruppen von Schwestern ist sie nämlich an Distinktion, Diskretion und Erziehung offenbar weitaus überlegen und das paart sich dann mit einer Schüchternheit ihres Alters, welche eigentlich doch nachvollziehbarer als die Schwestern Lydia und Kitty. Gut vielleicht sind letztere durch das Vorbild ihrer Mutter auch sehr dazu "erzogen" worden.
 
Elton und Collins

Passt diese, vorsichtig formuliert, Kritik an bestimmten Geistlichen in eine gewisse Geisteshaltung, welche zur Zeit von Jane Austen in England verbreitet war oder lässt sich diese Sicht nur mit ihren persönlichen Erfahrungen erklären?
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Das kann ich dir so adhoc nicht beantworten. In jedem Fall persiflierte sie hier zwei Pfarrer mit gegensätzlichem Background, die aber beide auf ihre Art nicht dem Verhalten entsprachen, das von einem guten Geistlichen erwartet wird, wohl aber dem Verhalten, das der Adel von ihnen erwartet.

Um mich hier näher zu erklären:
Mr. Collins hat die Pfarrstelle über eine wohlmeinende Gönnerin (Lady de Bourgh) erhalten, die entgegen dem Usus diese Pfarrstelle nicht an einen "armen" Verwandten oder jüngeren Sohn oder Neffen weitergegeben hat. Collins ist auch entsprechend dankbar und kriecherisch und weiß selbst Dritten gegenüber nur in höchten Tönen von den de Bourghs zu sprechen. Die Ladyschaft spricht in seinen Augen auch stets die Wahrheit und ist die Güte selbst.

Mr. Elton seinerseits verhält sich, wie man es von einem jüngeren Sohn des Adels erwarten würde, der eine Pfarrstelle antritt. Er sucht in jedem Fall eine reiche Erbin, um seine Position zu verbessern, und erwartet in seiner Position nicht abgewiesen zu werden. Entsprechend groß ist sein Ärger, als er von Miss Woodhouse abgewiesen wird. In seinen Augen ein Affront, den er sie und ihre Freundin Harriet, die ja weit unter ihm steht, wie er meint, spüren lässt. Eine Arroganz, die einem Geistlichen nicht zu Gesicht steht, wie ich meine.

Zwar sind beide Männer empört über die erste Ablehnung, aber in Collins wurde seitens der Mutter die Erwartung geschürt, er könne Lizzys Hand haben und unter praktischen Erwägungen durfte Lizzy auch nicht wirklich eine "bessere" Partie aus finanziellem und gesellschaftlichem Aspekt erwarten. Aber ihr steht ja auch der Sinn nach einer anderen Art von Ehe.

Emma Woodhouse ihrerseits lehnt Mr. Elton aus den gleichen Gründen ab. Mit dem kleinen, aber wichtigen Unterschied, dass sie sich die Absage sowohl gesellschaftlich als auch finanziell leisten kann, denn sie steht Elton in mancher Hinsicht gleich, in mancher höher, als ihrem Vater ein Gut gehört.
 
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@ Caro1
Das ist alles sehr einleuchtend. Ich fragte eben nur, da ich maximal zu deutschen Pfarrern hin und wieder was gelesen habe. In Deutschland bildeten sich ja bei den Protestanten eine Art von Pfarrerfamilien herraus, wobei die Sprösslinge dieser Familien oftmals wiederum ähnliche oder selbe Stellen wie die Väter besetzten.

Bei allem, was an Jane Austens Werken unrealistisch ist, handelt doch ein großer Teil der Charaktere innerhalb der damaligen Normen, innerhalb des damals Üblichen. Natürlich bricht Elizabeth Bennet mit ihren Ansichten da manchmal aus (das wird ja auch von einem Teil ihrer Umgebung so wahrgenommen), aber sie verhält sich dennoch in großer Gesellschaft konform der Grundsätze von Anstand und Umgangsformen.

Und eben das zeichnet gute Verfilmungen aus. Bei guten Verfilmungen werden die Verhaltensweisen der damaligen Zeit getroffen und auch die Umgangsformen gewahrt. Zum Teil frage ich mich bei kürzeren Verfilmungen wie "Persuasion" (1995) ob nicht der Straffung wegen der kurzen Filmdauer auch manche Floskel zum Opfer fällt? So wirkt manches wie ein Affront, wenn sich nur sehr flüchtig begrüßt oder verabschiedet wird. Bei "Pride and Prejudice" (1995) ist daher glücklicherweise für Umgangsformen mehr Raum, was aber auch deutlicher macht, wenn jemand wie Darcy durch eine gewisse Schroffheit auffällt.
 
Aktuell belegte Titel (auch heute noch geltende) tragen die Willoughby, die Darcys, es gibt Wentworthes, Fitzwilliams, es gab Middleton, Brandon, Dashwood ... um nur einige zu nennen. Oh Gardiner darf man nicht vergessen. Da sollte es doch auch klingeln, oder?
Bei Gardiner fällt mir nur ein namenhafter Dirigent ein, der z.B. die Erstaufführung von "Les Boréades" leitete.
Sir John Eliot Gardiner.
 
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Bei Gardiner fällt mir nur ein namenhafter Dirigent ein, der z.B. die Erstaufführung von "Les Boréades" leitete.
Sir John Eliot Gardiner.
Ich dachte dabei an Bischof Gardiner (Humanist), den wir aus der Bio Heinrichs VIII kennen und der auch bei der "blutigen" Mary eine Rolle spielte ... Stephen Gardiner - Wikipedia, the free encyclopedia

Zu JAs zeiten gab es bekannte Namensträger der Familien stellenweise immer noch, jedoch teilweise weniger politisch. Bekannt war auch http://www.kirchenlexikon.de/g/gardiner_w.shtml

Gerade auch Charles Brandon und ein Darcy, der seinen Kopf lassen musste, weil er Katholik bleiben wollte, sind in den Analen Heinrichs verzeichnet.

Interessant übrigens, daß ein Zeitzeuge Robert Darcy, den vierten Earl of Holderness (Nachfahre des Darcy, der unter Henry des Hochverrats angeklagt wurde), Vater von Amelia (Osborne, später Byron) als den letzten lebenden Nachkommen eines Stammhauses (Peers) aus der Zeit des Eroberers bezeichnete und daß der erste Sohn Amelias im gleichen Jahr geboren ist, wie Jane Austen. Ebendie Amelia, die den Gatten von Janes Freundin (Mr. Lefroy) zum Hausvikar machte, über den sie Tom Lefroy kennenglernt hatte.

Mir ist auch aufgefallen, dass in P&P selbst diejenigen, die von höherem Adel sind, alle unter Status heiraten. Colonel Fitzwilliam ist der Sohn eines Earls, sein Großvater war auch ein Earl, denn seine Tanten tragen beide den Titel "Lady", selbst Anne die dem Anschein nach einen bürgerlichen, titellosen Landadeligen heiratete. Selbst ihre Schwester Catherine heiratet sozusagen unter Wert. Als Tochter eines Earls hätte sie ja durchaus in den höheren Chargen Chancen haben müssen ... ausser es hätte einen gröberen Skandal gegeben. Aber über die Hintergründe schweigt JA sich aus ... Da passt es wieder so pikant, daß gerade Lady Catherine so arrogant und hochnäsig ist und auf die Familienwurzeln picht, darauf wie unakzeptabel besonders Lydia ist, wie speziell in dem Streitgespräch mit Lizzy herauskommt. *rofl*

Colonel Fitzwilliam seinerseits sucht jedoch zwecks knappem Geldbeutel eine reiche Frau, nicht aber eine von Adel! Dies gibt er Lizzy zu verstehen und dabei hat man das Gefühl, er selbst hätte Lizzy mit Kußhand genommen, wenn da die Finanzen nicht wären.
 
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Interessant übrigens, daß ein Zeitzeuge Robert Darcy, den vierten Earl of Holderness (Nachfahre des Darcy, der unter Henry des Hochverrats angeklagt wurde), Vater von Amelia (Osborne, später Byron) als den letzten lebenden Nachkommen eines Stammhauses (Peers) aus der Zeit des Eroberers bezeichnete und daß der erste Sohn Amelias im gleichen Jahr geboren ist, wie Jane Austen. Ebendie Amelia, die den Gatten von Janes Freundin (Mr. Lefroy) zum Hausvikar machte, über den sie Tom Lefroy kennenglernt hatte.
Das sind natürlich interessante geistige Spielerereien, woraus sich wiederum eine ganze Kette von Spekualtionen über die Beweggründe von Jane Austen herleiten ließe, warum sie diesen oder jenen Namen für die Romanfiguren benutzte.

Man kann es sich aber auch einfach machen und sagen: sie nahm schlicht Namen welche ihr geläufig waren. Das wäre dann so wie bei einem Wortschatz. Mancher, auch ausgezeichneter, Autor verwendet nur einen schmalen Wortschatz, eben jener Wörter, welche er auch im Alltag oft im Munde führt. Genauso kann ihr "Darcy" als erstes eingefallen sein, als sie daran dachte, einem Charakter von noblem Hintergrund, vielleicht auch nur nobler Erziehung und Aufführung, einen passenden Namen zu verleihen.

Denkbar wäre für mich auch, da sie selbst die Nebenfiguren unter ihrer sozialen Stellung heiraten lässt, auch hiermit dem Leser gewisse interessante Denkanregungen zu geben, auch wenn dies für die eigentliche Handlung nebensächlich ist. Aber einem Leser von Bildung, welcher im damaligen England lebte, begriff wahrscheinlich schon, was auch die kleineren Bemerkungen zu sagen hatten.
 
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Bei allem, was an Jane Austens Werken unrealistisch ist, handelt doch ein großer Teil der Charaktere innerhalb der damaligen Normen, innerhalb des damals Üblichen. Natürlich bricht Elizabeth Bennet mit ihren Ansichten da manchmal aus (das wird ja auch von einem Teil ihrer Umgebung so wahrgenommen), aber sie verhält sich dennoch in großer Gesellschaft konform der Grundsätze von Anstand und Umgangsformen.

Und eben das zeichnet gute Verfilmungen aus. Bei guten Verfilmungen werden die Verhaltensweisen der damaligen Zeit getroffen und auch die Umgangsformen gewahrt. Zum Teil frage ich mich bei kürzeren Verfilmungen wie "Persuasion" (1995) ob nicht der Straffung wegen der kurzen Filmdauer auch manche Floskel zum Opfer fällt? So wirkt manches wie ein Affront, wenn sich nur sehr flüchtig begrüßt oder verabschiedet wird. Bei "Pride and Prejudice" (1995) ist daher glücklicherweise für Umgangsformen mehr Raum, was aber auch deutlicher macht, wenn jemand wie Darcy durch eine gewisse Schroffheit auffällt.

Wobei es zu der Zeit durchaus zum guten Ton gehörte Besuche nicht in die Länge zu ziehen. Aufwartungen, die nicht länger als 15 bis 30 Minuten, also eine gute Tasse "Earl Grey" dauerten, waren durchaus üblich. Vermutlich ist das der Hintergrund des "small talks", den man eben in einer solchen Zeitspanne durchführen konnte ... :grübel:

Aber natürlich hast Du recht, dass eine Verfilmung, vor allem mit den deutschen Zeitbegrenzungen, nie die tatsächlichen Verhältnisse wiedergeben kann, weil manche Szene eben auch nachträglich dem Schnitt zum Opfer fällt und längere Zwiegespräche gekürzt werden. Das fällt ja manchmal bei den Überblendungen auf, wenn auf einmal etwas nicht passt.
Bestes Beispiel in S&S (Verfilmung mit Emma Thompson), als Elinor bei den Palmers zweimal hintereinander eine Tasse Tee angeboten wird. Da hatte man nicht aufgepasst ...

Denkbar wäre für mich auch, da sie selbst die Nebenfiguren unter ihrer sozialen Stellung heiraten lässt, auch hiermit dem Leser gewisse interessante Denkanregungen zu geben, auch wenn dies für die eigentliche Handlung nebensächlich ist. Aber einem Leser von Bildung, welcher im damaligen England lebte, begriff wahrscheinlich schon, was auch die kleineren Bemerkungen zu sagen hatten.
Und hier sind wir wieder beieinander ... :friends: :yes:
 
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Wobei es zu der Zeit durchaus zum guten Ton gehörte Besuche nicht in die Länge zu ziehen. Aufwartungen, die nicht länger als 15 bis 30 Minuten, also eine gute Tasse "Earl Grey" dauerten, waren durchaus üblich. Vermutlich ist das der Hintergrund des "small talks", den man eben in einer solchen Zeitspanne durchführen konnte

Mir ging es auch eher um so kurze Höflichkeiten wie einer Begrüßung. Dass man, wenn man in eine Gesellschaft kam, natürlich einander vorgestellt wurde.
Ein schönes Beispiel sieht man in "Pride and Prejudice" (1995), als Elizabeth mit ihren Schwestern die Offiziere in Meryton trifft und erst einmal alle vorstellt, auch ihren Cousin Mr. Collins, der in ihrer Gesellschaft ist.
In "Persuasion" (1995) kam mir z.B. eine Szene hektisch vor, als Mr. Elliot mit einem Regenschirm Anne abholt, wobei gerade Captain Wentworthe sie fast mit einem Regenschirm ausgestattet durch die Straße geleitet hätte. Hier irritiert mich immer, dass Anne nicht den Captain ihrem adretten Verwandten vorstellt.
 
Dass man Besuche aus Höflichkeit nicht zu lang trieb, erscheint mir plausibel. Sie waren ja ein Teil immer wiederkehrender Verpflichtungen. "You have to call on him..." =) Wenn man in eine Gegend kam und erst einmal alle Personen von Rang oder die mal einen hatten, abklappern muss, war man vollauf beschäftigt und um das Pensum zu erfüllen, war es wahrscheinlich sogar notwendig, dass man nicht allzu lang bei einem jeden blieb. In "Emma" (in beiden Verfilmungen) kommt das ja im Falle von Mrs. Bates besonders gut zur Geltung, deren Abkunft ihr zumindest das Recht einräumte, von jedem von Stand einfordern zu können, dass dieser sie besuchte. (Zumindest habe ich das so verstanden.)
 
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