Und die Konsequenz daraus für deine Erklärung ist jetzt welche?
Alle von den Türken unterworfene Balkanvölker haben ihre Sprache behalten, weil dort die Türken in der Minderheit waren und nicht siedelten. Das im Gegensatz zu Kleinasien, wo sie in der Mehrheit waren und auch siedelten.
Das waren die Römer auch.
Nicht so wie die Türken. Ich habe darauf hingewiesen, dass bei den Legionärslagern Siedlungen entstanden, von denen manche bis in die heutige Zeit fortbestehen. Und zweitens haben aus der Armee entlassenen Legionäre Land zugewiesen bekommen, wo sie sich niederließen, Familien gründeten, Landwirtschaft betrieben, Nachkommen zeugten, was zur Ausbreitung des Lateins beitrug. All das taten die Türken auf dem Balkan, wenn überhaupt, nur selten.
Dann schau dir die Bosniaken an. Sprache: Serbokroatisch, Religion: Islam.
Islam war wichtig, um überhaupt in den Staatsdienst treten zu können, Sprache weniger. Das galt ohnehin nur für Männer, Frauen sprachen weiter ihre (slawische) Sprache und lehrten sie ihren Kindern.
Man muss auch verstehen wollen, was gemeint ist. Das römische Westreich.
Da liegt ein Missverständnis vor: Du hast von Westmittelmeerraum gesprochen, römische Westreich reichte aber bis nach Britannien und Niederrhein.
Ich halte dieses Modell schon für plausibel. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hat man Frauen Bildung vorenthalten. Weil man das für unnötig hielt, weil sie eh heiraten und zu Hause bleiben, wo sie sich um Kinder und Haushalt zu kümmern hatten. Und was spricht man zuhause: Muttersprache. Die Söhne aber mussten aus dem Haus, mussten sich in einer anders sprechenden, anders gläubigen Welt beweisen. Daher ist es glaubhaft, dass Jungs anders erzogen wurden als Mädchen.
Das trifft nicht den Kern des Modells.
Nicht? Wo siehst Du den Kern des Modells?
Siehst du dabei nicht einen Widerspruch zu dem, was du über Goten und Langobarden geschrieben hast? Oder waren das etwas freundliche Eroberer?
Das wechselte. Die Goten waren anfangs Verbündete der Römer, dann Feinde, dann wieder Verbündete, etc. Die Ansiedlung der Goten unter Alarich in Italien scheiterte zunächst, denn - Zitat aus Wikipedia:
„In den darauf folgenden Unruhen wurden Frauen und Kinder der barbarischen foederati in ganz Italien ermordet.“
Später gab es Theoderich den Großen, der mit seinen Ostgoten - auch foederati der Oströmer – nach Italien übersiedelte, wo sie fast gänzlich in der antiken Kultur der Römer aufgingen. Ähnlich geschah es Langobarden, deren Sprache sich jedoch nach der Einwanderung noch einige Jahrhunderte halten konnte.
Das passt nicht zusammen. Das eine Mal versuchst du den Sprachwechsel trotz Unterzahl der Sprecher der übernommenen Sprache mit Brutalität zu erklären, das andere Mal spielt die Brutalität keine Rolle.
Wie Du und Dieter schreibt, gibt es kein Muster, das für alle Fälle des Sprachwechsels anwendbar wäre. So haben die Langobarden, anders als zuvor die Goten, die wohl zu wenig Zeit hatten, um sich zu etablieren, zunächst schon einen Rückgang der bestehenden römischen Kultur bewirkt, aber nach und nach passten sie sich an, dies nicht zuletzt aufgrund der christlichen Religion, die sie übernommen haben. Aber immerhin hatte sich ihre Sprache noch 4 Jahrhunderte lang gehalten, d.h. sie ist erst im Hochmittelalter verschwunden.
Meine Theorie: Ohne ausreichend viele mitgebrachte Frauen haben zugewanderten Krieger keine Chance ihre Sprache zu bewahren, denn wenn sie in den eroberten Gebieten bleiben, zeugen sie mit einheimischen Frauen Kinder, die – vor allem Töchter! – dann hundertprozentig wieder die Muttersprache sprechen. Etc.
PS: Dass ich auf deinen Beitrag, Dieter, nicht näher einging ist keine Missachtung; es ist einfach dem Umstand geschuldet, dass ich sonst wiederholen müsste, was ich schon El Q oben geschrieben habe.