Schade; trotzdem besten Dank für die Rückmeldung :fs:
Wie ich damit umgehe, ist zunächst irrelevant.
Eigene Interpretationen verlangen jedoch stets eine Begründung - alles andere können wir uns schenken: "A sagt Meinung 1, B sagt Meinung 2" ist nicht nur langweilig, sondern zudem auch keine ernsthafte Diskussion. Wichtig und v.a. interessant ist doch, welche Argumentation hinter einer Meinung bzw. einem Standpunkt steckt.
Ich begründe meine Einwände einmal ausnahmsweise zuerst:
1. Daß der Gast wieder einkehren würde, wenn ihm die angesprochene Dienstleistung gefallen hat, kann ich wie geschrieben einigermaßen nachvollziehen, denn wenn man von der Betreuung von Gästen lebt, so ist man natürlich bestrebt, Gäste nicht unbedingt zu vergraulen.
Anm.: Näher zu beleuchten wäre dabei jedoch der Kontext der Gastlichkeit während des Mittelalters bzw. sogar in bestimmten Subepochen. Die Vorstellung im wiedergegebenen Text erscheinen mir nämlich etwas modern - vgl. dazu bspw. auch http://www.geschichtsforum.de/f51/gastlichkeit-im-hochmittelalter-sp-tmittelalter-18320/
2. Eine Bewerbung für eine Stelle "bei Hofe" ist - wie auch Repo bereits andeutete - dabei nur wenig wahrscheinlich: selbst die Geliebte (und das ist noch eine andere Qualität als eine Prostituierte) eines Hochadligen wurde nicht unbedingt und zwangsläufig in ihrem Stand erhoben. Dieser Fall konnte genaugenommen nur dann eintreten, wenn die legitime Frau eines Adligen gestorben war oder der Adlige sich - auf welchem Wege auch immer - von seiner eigentlichen Frau trennte. Und - um es nochmals zu unterstreichen - da sprechen wir noch nicht einmal von einer Prostituierten, deren Ansehen weitaus niedriger war als das einer Frau, welche "lediglich" die Geliebte eines Herrn war.
Absicherung konnte übrigens auch keineswegs so angenommen werden; und auch hier möchte ich dies anhand des Beispiels der - wie erwähnt - höher anzusehenden Geliebten erklären: Kinder aus solchen Verbindungen - sog. Bastarde - hatten erbteilmäßig o. dgl. grundsätzlich gar nichts zu erwarten. Zeigte sich der (hoch-)adlige Vater erkenntlich, so sorgte er - in der Mehrheit der bekannten Fälle - für eine besondere Bildung (d.h., das Kind kam in den geistlichen Stand) oder aber - in eher wenigen überlieferten Einzelfällen - für eine Begüterung, welche dem niederadligen Stand entsprach. Grundsätzlich auf Absicherung kalkulieren konnte man da aber dennoch nicht...
3. Die Sache mit der eventuellen Schwangerschaft und der daraus folgenden großzügigen Zahlung o.ä. deckt sich weitgehend mit den soeben unter 2. von mir genannten Punkten.
Jut, bin noch frisch hier und muß mich da den Erfordernissen erst ein wenig anpassen. Sonst schreibe ich in anderen Foren nicht so detailliert, weil 80 Prozent der Leser es entweder erst garnicht verstehen, oder alles verdreht wird. Hier ist es ein wenig anders. Verständlicherweise.
Vorweg, es ging nicht um geplante Prostitution, sonder um Gefälligkeiten. Geld spielte dabei keine Rolle, sondern Gastfreundschaft. Sicher tat das auch nicht jeder, aber es soll weit verbreitet gewesen sein - laut diesem Artikel.( weit verbreitet ist heute auch das Saufen im Park, obwohl es nur ein Bruchteil der Bevölkerung so handhabt) Form und Umfang waren sicher unterschiedlich. Man tat es sicher auch nicht mit jedem x-beliebigen Unbekannten. Aber Ursache war wohl auch, daß es oft das Wenige in den unteren Schichten war, was diese ihrem Gast bieten konnten. Es betraf daher die unteren und kleinbürgerlichen Schichten. Ich wollte nicht den Anschein erwecken, daß man dies im Hochadel ebenso hielt.
Zeitlich war das Spätmittelalter gemeint.
zu 1. Ist klar
zu 2. ..Eine Bewerbung für eine Stelle "bei Hofe" .. Ist etwas blöde ausgedrückt und ich hatte daher "bei Hofe" schon in Anführungszeichen geschrieben. Wollte auf unterschiedliche Ränge hinweisen. Was am Ende möglich war, ist dabei vollkommen unwichtig. Wichtig ist die Erwartungshaltung b.z.w. die Hoffnung auf einen etwas besser begüterten Mann zu treffen. Daß es nicht der "Graf" persönlich sein würde, dürfte jedem klar sein.
zu 3. Da der Mann der aktive Verhüter war (die Frau verhütet ja erst aktiv seit der Pille, Spirale oder das andere Dingsda/Diafragma, dürfte aber einen Extra-thread wert sein), spielte die wahrscheinliche Zeugung eines Kindes in den Augen des Mannes sicher eine untergeordnete Rolle. Aber die Spekulation Seitens der Gastgeber darauf (siehe Erwartungshaltung zu Punkt 2) ist doch möglich. Und im Suff haben die Leut wohl damals nicht anders reagiert als heute.
Hätte gerne ausführlicher geschrieben, muß mich aber jetzt auf die Championsleague vorbereiten.