Das mag Anthony so lange erklären wie er will. Tatsache ist, das Marija Gimbutas wie auch Anthony davon sprechen, dass viehzüchtende Steppennomaden der Jamnaja-Kultur aus den kaspisch-pontischen Steppen nach Westen abwanderten. Ich sehe da zwischen beiden Archäologen nicht den geringsten Unterschied.
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Gimbutas erklärt, warum sie "Kurgan" und "Jamnaja" synonym verwendet indem sie darauf hinweist, dass "Yamna" die Bedeutung "Grube" hat und die Gräber der Ockergrab- und Grubengrabkultur oft von Erdhügeln bedeckt sind.
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Ich kann nicht erkennen, wie dieses Szanario entscheidend von dem abweicht, was die besagte Studie verkündet.
Ja, das ist schon ein Kreuz mit den exakten Abgrenzungen. Voraussetzung ist erstmal, diese Entwicklung der letzten 15 Jahre nachzulesen. Auf die neuere Literatur hattest Du zwar verwiesen, (#372) ...
Allerdings vertritt nicht nur die verstorbene Marija Gimbutas die Kurgan-Theorie, nach der indoeuropäische Gruppen aus Südrussland nach Europa migrierten, sondern auch andere Archäologen und Sprachwissenschaftler. So z.B. in neuerer Zeit der US-Amerikaner David Anthony mit folgenden in der Forschung beachteten Publikationen:
- David Anthony: The Kurgan culture. Indo-european origins and the domestication of the horse, a reconsideration. in. Current Anthropology. University of Chicago, Chicago Illinois, 27.1986, S. 291–313. ISSN 0011-3204
- David Anthony, Dorcas Brown: The origins of horseback riding. in: Antiquity. Oxford University Press, Oxford 65.1991
- David Anthony: The Horse, the Wheel, and Language: How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World. Princeton University Press, Princeton 2007
das aber offensichtlich nicht nachvollzogen (da die mehrfachen Nachfragen beantwortet blieben, waren das wohl Blindzitate). Damit Anthony nachvollziehbar ist, kann man zwar grob hierauf verweisen, ...
Kurgan hypothesis - Wikipedia, the free encyclopedia
das ist aber Wikipedia-spezifisch nur holzschnittartig.
Etwas ausführlicher das Orginalzitat, mit Verweis auf die umfangreichen Ausführungen in den entsprechenden Kapiteln bei Anthony (der unbedingt neben der hier jetzt diskutierten neusten genetischen Studie, an der er als Co-Autor beteiligt war, gelesen werden sollte). Den Kern habe ich der besseren Übersicht halber unterstrichen, und dann werden auch die Unterschiede wohl klarer:
„Gimbutas combined the first two (EBA Pit-graves and MBA Catacomb-graves) into the Kurgan culture. But later she also began to include many other Late Neolithic and Bronze Age cultures of Europe, including the Maikop culture and many of the Late Neolithic cultures of eastern Europe, as outgrowths or creations of Kurgan culture „migrations. The Kurgan culture was so broadly defined that almost any culture with burial mounds, or even (like the Baden culture) without them could be included. Here we are discussing the steppe cultures of the Russian and Ukrainian EBA, just one part of the original core of Gimbutas’s Kurgan culture concept. Russian and Ukrainian archaeologists do not generally use the term “Kurgan culture” rather than lumping EBA Yamnaya and MBA Catacomb-graves together they tend to divide both groups and their associated time periods into ever finer slices. I will seek a middle ground.
The Yamnaya horizon is usually described by Slavic archaeologists not as a “culture” but as a “cultural-historical community.” This phrase carries the implication that there was a thread of cultural identity or shared ethnic origin running through the Yamnaya social world, although one that diversified and evolved with the passage of time. Although I agree that this probably was true in this case, I will use the Western term “horizon,” which is neutral about cultural identity, in order to avoid using a term loaded toward that interpretation. As I explained in chapter 7, a horizon in archaeology is a style or fashion in culture that is rapidly accepted by and superimposed on local cultures across a wide area. In this case, the five Pontic-Caspian cultures of the Final Eneolithic (chapter 12) were the local cultures that rapidly accepted, in varying degrees, the Yamnaya lifestyle.“
Damit sollten die Unterschiede glasklar werden, und der Unterschied ist leicht verständlich. Zu den 5 unter dem hier verwendeten Yamnaja-Begriff (bzw. Horizont) geographisch und zeitlich einzuordnenden Kulturen (#526), von denen Anthony die Mariopol-Kultur ausgrenzt, weswegen für die PIE-Diskussion die 4 anderen und die "Post-Mariupol" verbleiben:
Die Auswertung folgt mE der Abgrenzung von Anthony (auch Co-Autor der Studie), der unter dem Sammelbegriff Yamnaja ausschließlich die fünf pontisch-kaspischen eneolithischen lokalen Kulturen ab 3300 BCE gefasst hat (weswegen der viel weitere Kurgan-Begriff von Gimbutas schon zurückgewiesen wurde).
Lower Mikhaylovka group - Wikipedia, the free encyclopedia
Post-Mariupol-Gruppe Mariupol culture - Wikipedia, the free encyclopedia
Sredni-Stog-Kultur
Post-Kvalynsk-Gruppe Khvalynsk culture - Wikipedia, the free encyclopedia
Späte Repin-Gruppe
Mit Gimbutas hat das soviel zu tun, als wenn man die spezifizierten Kulturen gleich als "Osteuropäer" über 2 Jahrtausende einsortiert, und die konträre Anatolien-These diffus unter "Asiaten" fassen würde. Immerhin kann man ihr konstatieren, den Begriff Kurgan (der Rettungsanker für die Anhänger der sonstigen ideologisch aufgeladenen Teile von Gimbutas Hypothesen: "AHA, Kurgan!") durchgesetzt zu haben, auch wenn darunter nunmehr in der homeland-Diskussion die oben definierte Yamnaja-Eingrenzung verstanden wird.
Auch das ist natürlich nicht alles. Weitere Unterschiede (neben der Horizont-bezogenen Abgrenzung der exakten Verwendung von Yamna auf die 5 lokalen Kulturen) ergeben sich in der so genannten "Kurgan"-Diskussion, die nunmehr auch genetisch auf den "Yamna-Horizon" eingedampft wurde, aus dem Gegensatz zwischen den "Invasionisten" und "Diffusionisten" bzgl. der Ausbreitungshypothese (wie diese Migration von statten ging).
Gimbutas gehört bekanntlich - abgesehen von ihrem breiten und zu weiten, daher unbrauchbaren und verworfenen Kurgan-Begriff den so genannten Invasionisten an, als Vertreterin der These kriegerischer Einfälle, ganz abgesehen von dem rein hypothetischen Göttermutter-Käse.
Da in der Antwort nichts mehr kam (ähnlich wie bei den mehrfachen Nachfragen zu Deinem Verständnis von Anthony), ist das hier (#543 bezogen auf #532) wohl auch erledigt:
Da liegt offenbar ein grobes Missverständnis vor.
Die Veröffentlichung kann das auch nicht lösen, und dazu wird in dem Kommentar von Lazaridis, Haak, Patterson, David Anthony und Reich folgendes gesagt:
"The ultimate question of the Proto-Indo-European homeland is unresolved by our data".
Deutlicher geht es nicht. Es wird ausgeführt, dass manche der homeland-Thesen durch die genetischen Ergebnisse an Plausibilität gewonnen haben, andere verloren haben.
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